• Gerechte Einkommen
09. Mai 2022
Weltladen-Dachverband/C. Albuschkat

Was haben ein Box-Handschuh, eine Kaffeemühle und eine Lupe gemeinsam? Zusammen mit anderen Alltagsgegenständen zeigen sie zum diesjährigen Weltladentag am 14. Mai verschiedene Aspekte des unfairen Handels auf.

Weltladentag am 14. Mai

Menschen sollten von ihrer Arbeit gut leben können. Das klingt selbstverständlich, doch leider sieht die Realität vielerorts anders aus. Weltweit kämpfen Menschen um ihre Existenz, weil ihre Einkommen und ihre Löhne so niedrig sind, dass sie für die notwendigen Ausgaben nicht ausreichen. Dies betrifft auch die Menschen, die beispielsweise unseren Orangensaft, unseren Kaffee und unsere Schokolade produzieren.

Wesentliche Ursachen hierfür sind die niedrigen Preise, die Produzent*innen für ihre Produkte erhalten. Oft können sie davon nicht einmal die Produktionskosten decken. So hat beispielsweise der Kaffeepreis in schlechten Jahren nur bis zu 60 % der Produktionskosten gedeckt. Bei Milch liegt der Preis, den die Erzeuger*innen erhalten, teilweise 2,58 Cent pro Kilo unterhalb der Produktionskosten.

Mit dem diesjährigen Weltladentag am 14. Mai will der Weltladen-Dachverband darauf aufmerksam machen, dass Preise unterhalb der Produktionskosten verboten werden müssen. Mit bundesweiten Aktionen und dem Motto „MÄCHTIG unfair“ werben die Weltläden dafür, dass Gewinne entlang der Lieferkette gerechter verteilt werden und existenzsichernde Einkommen weltweit umgesetzt werden müssen.

Ein Ungleichgewicht in den Lieferketten

In vielen Lieferketten besteht zwischen den einzelnen Akteur*innen ein großes Machtungleichgewicht. Immer weniger aber dafür immer größere multinationale Konzerne kontrollieren die Märkte über alle Lieferketten hinweg. Im Kaffeesektor dominierten beispielsweise 2013 auf globaler Ebene die fünf größten Händler fast 40 % des weltweiten Rohkaffeehandels. Diesen wenigen Kaffeeunternehmen stehen etwa 25 Millionen Kaffeeproduzent*innen in mehr als 80 Ländern gegenüber, die mehrheitlich kleine Kaffeefarmen von weniger als 5 Hektar Land bewirtschaften. Sie sind oft nicht kollektiv organisiert und entsprechend gering ist ihre Verhandlungsmacht gegenüber den wenigen Unternehmen, an die sie ihre Produkte verkaufen müssen.

Eine ähnlich starke Konzentration ist im deutschen Lebensmitteleinzelhandel zu beobachten. Etwa 85 % des Lebensmittelmarktes wird allein durch die vier Einzelhandelsunternehmen Aldi, Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland, Edeka und Rewe abgedeckt.

Was wird getan? Reicht das?

Um die Produzent*innen am Anfang der Lieferkette vor dieser enormen Verhandlungsmacht und den daraus folgenden unfairen Handelspraktiken zu schützen, hat der Bundestag im Jahr 2021 neben dem „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz“ noch ein weiteres wichtiges Gesetz verabschiedet. Das „Gesetz zur Stärkung der Organisationen und Lieferketten im Agrarbereich“ untersagt gängige und besonders unfaire Handelspraktiken von Unternehmen gegenüber ihren Lieferanten, wie beispielsweise kurzfristige Stornierungen. Leider ist ein Verbot von Erzeuger*innen-Preisen unterhalb der Produktionskosten bisher nicht enthalten.

Die Fair-Handels-Bewegung setzt sich dafür ein, dass die Bundesregierung die beiden Gesetze schnellstmöglich nachbessert. Denn dies wären notwendige weitere Schritte auf dem Weg zu einer sozial-ökologischen, zukunftsfähigen Wirtschaft.

Weitere Hintergründe zum Weltladentag 2022 gibt es unter: www.weltladen.de/kampagne

 

 

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag vom Weltladen-Dachverband e.V.