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04. Mai 2022
Ein Fließband voller Orangensaft Flaschen
IStock

Wo kommt eigentlich die Orange her und wie gelangt der Orangensaft über den Ozean in den Supermarkt um die Ecke? Über den Ursprung der Orange, die Reise in dein Glas und heutige Herausforderungen im Anbau erfährst du mehr in unserem Artikel.

Der Ursprung der Apfelsine?!

Ein Glas Orangensaft zum Frühstück und der Tag kann beginnen. Er ist nicht nur lecker, sondern enthält auch Vitamin-C. Aber wo kommt die Orange eigentlich her, aus der dieser süße Saft gewonnen wird? Die Ursprünge der Orange reichen 4000 Jahre zurück und liegen vermutlich in Südostasien, genauer gesagt im heutigen China. In vielen Sprachen wird die Frucht deshalb als „Apfel aus China“ bezeichnet, in Deutschland ist sie daher teilweise auch als Apfelsine bekannt. Aber wie kam die Apfelsine von China dann zu uns? Im Mittelalter brachten Araber die Orange nach Europa und nach Amerika gelangte sie bei einer der Expeditionen von Christoph Kolumbus um das Jahr 1500. In Brasilien fanden die Orangen schließlich bessere Bedingungen vor als in ihrer Ursprungsregion und es entwickelte sich eine ganze Industrie. Heute stammen ein Drittel aller Orangen sowie über die Hälfte des weltweit konsumierten Orangensaftes aus Brasilien. Zwei Drittel des exportierten Saftes gehen in die Europäische Union und Deutschland ist europäischer Spitzenreiter. Kein Wunder: neben Apfelsaft ist Orangensaft der beliebteste Fruchtsaft in Deutschland.

Vom Feld ins Glas. Saft oder Konzentrat?

Nach der Ernte werden die Früchte gewaschen und nach Größen sortiert. Anschließend werden sie jeweils einzeln gepresst, da die Schale nicht mitgepresst werden darf. Die Überreste der ausgepressten Orangen werden weiterverarbeitet. Das Fruchtfleisch wird zerkleinert und tiefgefroren. Die Schale und weitere feste Abfallstoffe werden für andere Produkte verwendet, wie etwa für ätherische Öle und Pellets als Viehfutter. Die Weiterverarbeitung des gepressten Saftes trennt sich dann je nachdem, ob Fruchtsaft oder Saftkonzentrat hergestellt wird. Um den Fruchtsaft haltbarer zu machen, wird er kurz erhitzt, also pasteurisiert. Für die Herstellung von Fruchtsaftkonzentrat wird dem Saft das Wasser entzogen und so auf etwa ein Fünftel des Ursprungsvolumens geschrumpft. Dieses Konzentrat wird schließlich tiefgefroren, wodurch er bis zu 18 Monate haltbar und perfekt für den Transport geeignet ist. Über spezielle Gefriercontainer und Kühlschiffe gelangt das Fruchtsaftkonzentrat dann nach Europa, wo es nach Ankunft auf das ursprüngliche Volumen rückverdünnt und gegebenenfalls mit Fruchtfleisch versetzt wird. Orangensaft aus Saftkonzentrat ist somit günstiger als Direktsaft, da er wegen dem geringeren Transportvolumen deutlich weniger Transportkosten verursacht. Um die fertige Mischung besser haltbar zu machen, wird auch sie durch kurzes Erhitzen pasteurisiert und gelangt so über den Supermarkt schlussendlich in dein Glas.

Reife Leistung

Leider sind die Arbeitsbedingungen auf den Orangenplantagen in Brasilien häufig sehr hart und nicht fair. Viele der Arbeiterinnen und Arbeiter erhalten kein existenzsichernden Lohn. Dabei werden sie meist nicht für ihre Arbeitszeit bezahlt, sondern nach dem Gewicht der gepflückten Orangen. Das erzeugt zusätzlichen Druck. Orangen müssen größtenteils per Hand gepflückt werden, da die einzelnen Früchte unterschiedlich reifen. Werden die Orangen zu früh gepflückt, schmeckt der Saft sauer. Die zur Saftproduktion angebauten Orangen sind Saftorangen. Sie gehören zu speziellen Fruchtsorten, die auf hohen Saftgehalt hin gezüchtet wurden. Dazu zählen Hamlin, Westin, Rubi, Pera, Valencia, Natal und Folha. Da diese Sorten zu unterschiedlichen Zeiten reifen, erstreckt sich die Erntezeit in Brasilien von Juli bis Januar. Und wer hätte das gedacht: trotz ihres Namens sind pflückreife Orangen nicht unbedingt orangefarben, denn die Farbe entwickelt sich erst nach vielen kälteren Nächten bei etwa 5 Grad. In Brasilien sind die Nächte meist nicht so kühl, weshalb die Orangen oft eher grün oder gelb bleiben. Am Geschmack ändert das nichts.

Umweltbelastung und Lösungsansätze

Die schlechten Arbeitsbedingungen auf den Orangenplantagen in Brasilien sind leider nicht die einzigen Herausforderungen innerhalb der Orangensaftproduktion. Die Orangenbäuerinnen und -bauern sehen sich in den vergangenen Jahren mit immer neuen Schädlingen und Krankheiten konfron­tiert, die den Bestand gefährden und die Ern­te beeinträchtigen. Besonders verheerend ist eine Krankheit mit dem Namen „Greening“. Sie gilt als sehr schwer kontrol­lierbar, breitet sich in hohem Tempo aus und verursacht enorme Schäden. Um die Risiken eines intensiven Befalls einzudämmen, wer­den immer mehr Pestizide, Fungizide und Insektizide ausgebracht und massiv künstli­che Düngemittel eingesetzt. Deren intensiver Einsatz ist eine Belastung für das Ökosystem, in dem die Orangen angebaut werden. Es ist deshalb sinnvoll lieber zu Bio und fair gehandeltem Orangensaft zu greifen. Bei biologisch hergestelltem Orangensaft werden keine Pestizide eingesetzt. Fair zertifizierte Orangensäfte garantieren bessere Arbeitsbedingungen für die Arbeiterinnen und Arbeitern sowie eine gerechtere Bezahlung. Genauere Infos findest du auf labelchecker.de.

Da Probleme wie Umweltbelastung und soziale Ungerechtigkeit nur gemeinsam überwunden werden können, wurde die Partnerschaft für Nachhaltigen Orangensaft (PANAO) gegründet. Deutsche und brasilianische Akteure aus der Privatwirtschaft, der Zivilgesellschaft, Gewerkschaften und Politik setzen sich daher mit gesammelter Kraft für soziale Gerechtigkeit sowie Arbeits- und Umweltschutz in der Orangensaftproduktion in Brasilien ein. Dabei folgt die PANAO der Idee, dass nur Zusammenarbeit auf Augenhöhe den nötigen Erfolg bringen wird.

Was du tun kannst

Du fragst dich jetzt sicher, ob du was tun kannst, um Orangensaft fair zu genießen. Wir haben dir deshalb ein paar Tipps zusammengeschrieben, welche dir dabei helfen können:

  • Achte auf Siegel, wie fair und Bio. Labelchecker.de hilft dir dabei.
  • Frag, ob der O-Saft Bio bzw. fair ist. Sei es im Hotel oder in deinem liebsten Café.
  • Press dir deinen Saft selbst. So weißt du was drin ist und frischer geht es nicht.

Mit diesen Tipps kann der nächste Brunch kommen und der Sekt schmeckt mit fairem Orangensaft gleich doppelt so gut!