• Gerechte Einkommen
18. Oktober 2021
Team sitzt auf Kaffeesäcken
Fairtrade Original

Existenzsicherndes Einkommen wird immer wichtiger im Fairen Handel, was das genau für dich und Kaffeeproduzierende bedeutet, erfährst du hier.

Ein guter Kaffee ist oftmals ein kleines Highlight im Alltag und manchmal Retter in der Not. Nicht umsonst ist der braune Trunk das zweitbeliebteste Getränk der Menschheit. Ein riesiges Geschäft also, das in den seltensten Fällen fair ist. Dass du hier bist, zeigt: Für dich muss guter Kaffee nicht nur gut schmecken, sondern auch fair gehandelt sein. Du willst nämlich wissen, dass letzten Endes bei den Menschen in Kolumbien, Guatemala oder Äthiopien, die für deinen Kaffeegenuss sorgen, genug für ein gutes Leben hängen bleibt. Aber was heißt das genau? Welcher Preis ist fair? Und was außer einem fairen Preis, zeichnet fairen Handel sonst noch aus?

Erst mal muss man wissen, dass Preise für Rohstoffe wie Kaffee täglich aufs Neue an der Börse bestimmt werden. Kleine Produzent*innen haben über die Preise dort keine Kontrolle. Die liegt eher bei den Konzernen, deren Produkte du dann im Supermarktregal siehst. Und für gewöhnlich versuchen sie ihre Rohstoffe – in unserem Fall Kaffee – so günstig wie möglich einzukaufen und den Preis nach unten zu drücken. Doch die anhaltenden Niedrigpreise haben schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben der Menschen, die den Kaffee anbauen und ernten. Langfristig lösen wir dieses Problem nur, indem wir den Wohlstand der Produzent*innen und nachhaltige Anbaumethoden in den Fokus rücken. Doch die Frage bleibt: Welcher Preis ist fair?

„JEDER MENSCH, DER ARBEITET, HAT DAS RECHT AUF ANGEMESSENE UND BEFRIEDIGENDE ENTLOHNUNG, DIE IHM UND SEINER FAMILIE EINE DER MENSCHLICHEN WÜRDE ENTSPRECHENDE EXISTENZ SICHERT UND DIE, WENN NÖTIG, DURCH ANDERE SOZIALE SCHUTZMASSNAHMEN ZU ERGÄNZEN IST.“

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte – Artikel 23 (3.) – Recht auf Arbeit und gleichen Lohn

Um die Frage nach dem fairen Preis zu beantworten, hat Fairtrade International erstmals Referenzpreise für ein existenzsicherndes Einkommen festgelegt.

Bei dem sogenannten Living Income Reference Price (LIRP) handelt es sich um einen festen Preis für jedes Kilo Rohstoff. Dieser Preis soll ein Einkommen sichern, mit dem alle Grundbedürfnisse vor Ort ausreichend befriedigt werden können: nahrhafte Lebensmittel, angemessener Wohnraum, Kleidung, medizinische Versorgung, Schulbildung, Verkehrsmittel und Ersparnisse für die Rente der Produzent*innen und ihre Familien. Damit ergibt sich also der Preis, der bezahlt werden müsste, damit die Kaffeebauern und ihre Familien angemessenen versorgt und abgesichert sind.

Für die Berechnung des LIRP hat Fairtrade International 2016 angefangen, Einkommensdaten von Produzentenfamilien in Ghana (Kakao), Madagaskar und Uganda (Vanille) sowie in Kolumbien (Kaffee) zu erheben. In Kolumbien haben rund 300 kolumbianische Kaffeeproduzent*innen aus Fairtrade-zertifizierten Erzeugerorganisationen ein Jahr lang die Ausgaben und Einnahmen ihrer Betriebe erfasst. Ebenso wurden die Produktivität, der Grundbesitz und die Familiengröße berücksichtigt. Anhand dieser Daten wurde schließlich eine Einkommensbasis ermittelt. Da die wirtschaftlichen und ökologischen Faktoren nicht für jedes Land gleich schwer wiegen, wird für jedes Land und jedes Produkt der LIRP durch Datenerhebung ermittelt.

Unser Direct Trade Coffee ist unser Herzstück unserer Produktpalette. Den Preis für diesen Kaffee verhandeln wir fair und direkt vor Ort. Zudem zahlen wir eine Fairtrade Original Prämie von 0,44€/ Kilo an unsere Fairtrade-Kaffee-Kooperative Red Ecolsierra. Zusätzlich realisieren wir gemeinsam mit unseren Kaffeeproduzent*innen im Sinne der fairen Produktion viele verschiedene Projekte vor Ort. Der Kaffee wird biologisch angebaut und schmeckt dazu noch lecker. Aber hat es bis hier hin gereicht?  Wir müssen uns kontinuierlich hinterfragen und uns verbessern und möchten keinen Raum für Missstände geben. Wenn Fairtrade International durch seine Datenerhebung aufgetan hat, was Kaffeeproduzent*innen noch zu einem guten Leben fehlt, muss diese Lücken zwischen dem bisher bezahlten und einem existenzsichernden Einkommen geschlossen werden.

Deswegen garantieren wir mit spätestens der anstehenden Ernte in Kolumbien unseren Kaffeeproduzent*innen einen Mindestpreis in Höhe des LIRP!  Der LIRP ist ein großer, ernst zu nehmender Schritt für die Zukunft des Kaffeehandels und die der Verantwortlichen vor Ort. Ob er ausreichen wird und ob alles korrekt bemessen wurde, wird sich in Zukunft herausstellen. Wir sind wachsam und werden die Auswirkungen des LIRP zusätzlich eigenständig messen und beurteilen.

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von der Fairtrade Original.
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