• Walderhalt
20. Dezember 2021
© iStock/FG Trade

Die schwindenden Tropenwälder sind schließlich zu 80 Prozent auf die Landwirtschaft zurückzuführen. Also auf Produkte, die wir hierzulande täglich konsumieren: So wird zum Beispiel südamerikanisches Soja, für dessen Anbau Wälder gerodet werden, zum Großteil zu Futtermitteln verarbeitet. Palmöl wird für viele Produkte unserer täglichen Ernährung genutzt – längst nicht nur für den Brotaufstrich. Unsere Autos und Fahrräder haben Reifen aus Naturkautschuk. Beides Produkte, für die Wald oftmals Monokulturen weichen muss. Auch die 166 Liter Kaffee, die in Deutschland pro Kopf 2019 getrunken wurden, waren nur zu 7 Prozent nachhaltig – und somit auch waldschonend – produziert. Elf Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen gehen schließlich auf die Rodung von Wäldern zurück.

Die gute Nachricht: Die Produktion von Soja, Palmöl, Kautschuk, Kakao oder Kaffee geht auch nachhaltig. Landwirtschaftliche Rohstoffe können so produziert werden, dass die Gesamtfläche und Qualität von Wäldern und anderen schützenswerten Ökosystemen erhalten bleiben. Sicher, das ist aufwändig, aber machbar. Die Lieferketten können zum Beispiel durch Rückverfolgbarkeitssysteme von der Kleinbäuerin und dem Kleinbauern, bis in den Supermarkt auf ihre Nachhaltigkeit hin überprüft werden. 

Beispiel: Naturkautschuk

Naturkautschuk ist in fast jedem Material, das irgendwie elastisch ist. So ist er einer der wichtigsten Rohstoffe für die Reifenindustrie. Um den Bedarf zu decken, werden Kautschukbäume oft in Monokulturen angepflanzt. Das führt nicht selten zur Versäuerung der Böden, sodass Kleinbäuerinnen und -bauern häufig gezwungen sind, ihre Anbaufläche auszuweiten, um ihr Einkommen zu sichern.Um genug Erträge zu ernten, vergrößern sie ihre Anbaugebiete und roden vielmals Tropenwaldflächen. 

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, müssen alternative Anbaumöglichkeiten gefunden werden – für mehr Nachhaltigkeit in Monokulturen, aber auch durch Agroforste. Dadurch können schließlich höhere Erträge und eine höhere Qualität des Produkts erzielt werden, so können die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften, ohne die Anbauflächen auszuweiten. Mehr zu Naturkautschuk erfährst du in diesem Film.

Beispiel: Soja

Soja ist im Trend: Tofu ist aus Soja, Sojamilch oder -joghurt erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.  Aber vor allem in tierischen Produkten steckt viel Soja. Soja ist eines der wichtigsten Futtermittel in der Landwirtschaft. So werden 75 bis 80 Prozent des weltweit angebauten Sojas für die Tierzucht hergestellt, der Großteil davon in Südamerika, wo zugunsten des Soja Tropenwälder schwindem. Expert*innen gehen davon aus, dass sich die Produktion bis 2050 verdoppeln werde, was verheerende Auswirkungen auf Wälder und damit auf das Klima haben könnte. Umso wichtiger ist es, erstens auf die Herkunft zu achten; zwei bis drei Prozent des Soja sind zertifiziert. Aber vor allem müssen wir unsere Ernährung überdenken, wie in diesem Film deutlich wird.

Siegel und Logos helfen

Einen wichtigen Beitrag leisten so genannte Zertifizierungssysteme, die Produzent*innen gemäß festgelegter Standards prüfen. So haben Verbraucher*innen und Verbraucher die Möglichkeit, auf Siegel auf ihren Lieblingsprodukten zu achten oder direkt Produkte von fairen Handelsunternehmen zu kaufen. Demeter, fair for life, Fairtrade oder Rainforest Alliance sind nur eine Auswahl der Siegel, die für einen walderhaltenden Anbau stehen. Die Bundesregierung bietet mit der Vergleichsseite siegelklarheit.de einen Service, der übersichtlich die Inhalte der verschiedenen Siegel darstellt.

Die Message ist klar: Jede*r kann im Kleinen dazu beitragen, Wald zu erhalten. Denn Tropenwälder und Baumsavannen sind nicht nur schützenswert. Sie sind unersetzlich. Tropenwälder binden jede Menge Kohlendioxid (CO2). Sie speichern etwa die Hälfte des auf der Erde gebundenen Kohlenstoffs und sind neben den Ozeanen der wichtigste Kohlenstoffspeicher. Ein Hektar Wald bindet 275 Tonnen CO2. Das entspricht dem Ausstoß von ca. 25 Einwohner*innen Deutschlands pro Jahr. Und Wälder können noch viel mehr: Sie regulieren Wasserkreisläufe, verhindern Dürren und Überschwemmungen und schützen fruchtbare Böden vor Erosion. Wenn wir die Zerstörung von Tropenwäldern aber nicht aufhalten, werden die Wälder innerhalb von zwei Generationen verschwunden sein.