• Gerechte Einkommen
03. Februar 2022
Melanie Weigel

Faire Produkte zu kaufen ist nicht die einzige Möglichkeit die Welt ein Stückchen fairer zu machen. „Ein-Frau-NGO“ Melanie Weigel erklärt, wie du dich ganz einfach einsetzen kannst.

Melanie Weigel engagiert sich online und offline für den Fairen Handel. Ihr Ziel ist es damit mehr Sichtbarkeit für den Fairen Handel zu schaffen, auf Missstände hinzuweisen und Handlungsmöglichkeiten anzubieten. Im Interview erzählt sie von ihren Erfolgen und teilt hilfreiche Tipps, wie auch du dich für den Fairen Handel einsetzen kannst. Eine Begegnung  während eines Workcamps mit einem Kleinbauern in Ostafrika verdeutlichte ihr die unfairen globalen Wirtschaftsstrukturen. So lernte sie den Fairen Handel als eine Alternative für eine gerechtere Globalisierung kennen. Seitdem setzt sie sich für faire Standards entlang der Lieferkette ein, startet Petitionen und geht mit Unternehmen in den Dialog.

Auf deinem Instagram Account schreibst du, dass Konsumentscheidungen allein nicht die Welt retten. Was können Konsument*innen deiner Meinung nach trotzdem tun?

Ich finde, der Druck darf nicht auf den Konsument*innen lasten, die an der Supermarktkasse die Welt retten sollen. Bisher ist es ein Privileg, ein nachhaltiges Leben zu führen. Viele Menschen haben dieses Privileg nicht, weil es ihnen an Zeit, Geld oder Wissen fehlt. Zudem stellt Konsum immer einen Energie- und Ressourcenverbrauch dar, der meist mit weiten Transportwegen und  unfairen Arbeitsbedingungen einher geht.  Konsum allein kann nicht die einzige Lösung sein. Die Regierung muss die Konflikte mit den Wirtschaftsriesen führen und wir können sie alle daran erinnern. Konsumverhalten ändert keine Gesetze. Konsument*innen können als Bürger*innen unbequem sein, sich einmischen und mit Unternehmen und der Politik ins Gespräch gehen. Veränderungen bedeuten immer, dass Privilegien abgegeben werden und das ist ein mühsamer Prozess, der sich gemeinsam am besten aushalten lässt. Wenn Themen in die Öffentlichkeit rücken und Firmen und Regierungen Druck spüren, dann sind sie eher gezwungen zu handeln und zu reagieren. Das muss von vielen Seiten passieren.

Wie gehst du deine Projekte an? Wie bekommt man Unternehmen dazu, auf faire Produkte umzusteigen?

Ich habe keinen festen Weg und so unterschiedlich wie die Firmen oder Anliegen sind, so unterschiedlich ist auch der Weg. Meist informiere ich mich, teile Inhalte von NGOs und formuliere einen Text, den ich der Community auf Instagram zur Verfügung stelle. Den Text können sie den Firmen oder Politiker*innen schicken.

Was sind deine Tipps bei einem solchen Vorgehen?

Es ist wichtig, seine Stimme zu nutzen und mit Verkäufer*innen, Filialleiter*innen oder Politiker*innen zu sprechen und deutlich zu machen, dass Kund*innen Arbeitsrechte und Umweltstandards wichtig sind. Veränderungsprozesse sind vor allem in großen Unternehmen langwierig. Bis sich Wertschöpfungsketten oder Produktionsbedingungen ändern, ist es ein langer Weg. Ich sehe die Möglichkeit darin, politisch aktiv zu sein, wählen zu gehen, bei Firmen anzurufen und nachzufragen, Petitionen zu unterschreiben, oder zu starten und mit Hilfe von NGOs und der Öffentlichkeit Veränderungen anzuregen. Ein weiterer Weg ist es mit anderen Menschen aus dem Umfeld zu sprechen und diese zu sensibilisieren.

Welche Projekte planst du in der Zukunft?

Ich bin seit diesem Jahr Sprecherin der Fairtrade Town Berlin und möchte den Fairen Handel in der Hauptstadt stärken. Seit 2021 bin ich im Steuerungskreis des Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin aktiv. Da ich gern selbst etwas herstellen wollte, habe ich seit Dezember 2021 einen Shop für wiederverwendbare Kaffeefilter aus bio-fairen Materialien, die ich in Berlin zusammen mit whitewater herstelle.

Was bedeutet Ichwillfair für dich?

Für mich bedeutet Ichwillfair, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die sich für eine Welt einsetzt, in der Mensch und Umwelt  fair bezahlt und behandelt werden. Ichwillfair informiert, klärt auf und  zeigt, dass es Alternativen zu unserem ausbeuterischen System gibt. Hier sehe ich mich als Teil einer großen Bewegung, die #ichwillfair lebt und damit andere ansteckt.